WTF macht ein Creative Director eigentlich?

24. März 2021

Blog

«Min Sohn macht dia Reklama für Kunda uf dem Sotschi Media im Internet.» Eigentlich sollte mit dieser Jobbeschreibung von meinem Bab (Rätoromanisch für Vater) alles gesagt sein. Trotzdem erkläre ich euch meinen Job mal anhand dreier Beispiele aus meinem Alltag.
Zu 99.9% nicht frei erfunden.

#1 Der Zaubersalz-Verteiler

Zum Start ein branchenbekanntes Beispiel à la Narcos Columbianos illegalos: Meine Mitarbeiter produzieren und verarbeiten das Zaubersalz. Ich kenne das Strassenbedürfnis und bin somit ein Mittelsmann und Vortester. Unsere Kunden erhalten dann die qualitativsten Salztütchen als Endprodukt und verteilen diese an das Volk.

 

Comprendo?

 

Wenn ja, kannst du nun mit Lesen aufhören, deine Nase putzen und weiterarbeiten.

Wenn nicht, versuche ich mein tägliches Brot mit einem anderen Beispiel à la Schachspiel zu erklären.

#2 Der Neffe des Meisters

ROB NICOLAS spielt mit den weissen Figuren. Das Schachbrett widerspiegelt den Zielmarkt unserer Kunden.

Mein Chef ist der König und somit die Machtfigur (obwohl ich eigentlich mehr Gold trage als er). Meine tollen Mitarbeiter sind Schachfiguren wie Königin, Läufer, Turm und Springer. Heisst konkret: die sind richtig richtig richtig gut auf ihrem Gebiet und üben die Züge aus.

 

Ich übe in vielen Fällen die Tätigkeit der Schachfelder aus. Vernetzt, mit allen Figuren kompatibel und begleitend auf dem Prozess zum Schachmatt.

 

In anderen Fällen bin ich aber auch einfach nur die Figur des Bauers: unscheinbar-wichtig.

 

PS: jaja, true story, mein Grosspapi war Meister im Fernschach. Von ihm habe ich aber leider nur die Schönheit geerbt.

 

#3 Der Oscaranwärter

Wenn du Schach nicht magst, versuche ich es mit einem letzten Beispiel à la Streaming:

Unser Kunde ist Netflix. Dieser will bis Ende Jahr einen richtig geilen Thriller, mit richtig guten Stars und Special Effects ins Angebot nehmen.

 

Ich denke mir dann auf meinem weichen Bürostuhl eine mega fette gute Oscar-Story aus:

  • die immer und zu 300% von meinen Kollegen gefeiert wird
  • die wir dann zusammen 20-mal neu gliedern, aufbauen, optimieren und neu schreiben
  • die wir kurz und knackig dem Kunden präsentieren
  • damit wiederum andere Mitarbeiter den Film drehen können.

 

An den Drehtagen führe ich dann die Tätigkeit «Saurons Auge» aus. Herr der Ringe Fans wissen: Dieses Auge behält den Überblick - ist aber mindestens so nervig wie Gollum.

 

Sobald der Streifen abgeliefert wurde, klopfen auch schon andere Kunden an (Bollywood, Disney, Amazon Prime), welche wiederum ganz andere Produktionen haben wollen (z.B. Dokumentarfilme oder Schmuddelfilme, hihi). So ist halt der ewige Kreislauf des Ablieferns.

Tscheckt?

Falls euch eines dieser Beispiele einleuchtend erscheint, Glückwunsch. Ansonsten erzähle ich euch telefonisch oder bei einem Kaffee mehr darüber.

 

Jetzt muss ich aber los. Pablo schiebt nämlich Filme, weil ich unseren Schachtermin verpasst habe...

Mitarbeiterfoto Ivo Orlik

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